Ob steile Klippen, schmale Schluchten oder abenteuerliche Wasserwege – der Zion National Park ist außerordentlich facettenreich und bietet damit zahlreiche Aktivitäten mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad.
Die waghalsige Wanderung zum Angels Landing war eines der großen Highlights während unseres Südwesten-Roadtrips. Der Adrenalinrausch auf dem Weg hinauf war einfach unfassbar. Ich denke heute noch oft an dieses Gefühl zurück und frage mich, wie verrückt man sein muss, um dort hochzuklettern.
Anfahrt & Eintrittspreis
Der Zion National Park ist ca. 2 ½ Fahrtstunden von Las Vegas entfernt. Aus westlicher Richtung nimmt man zunächst die I-15 und dann die Straße #9 über Hurricane. Fährt man den Park aus dem Osten an, nimmt man erst die US-89 und anschließend die Straße #9. Die Fahrtzeit vom Bryce Canyon oder von Page beträgt gute 1 ½ Stunden. Dabei sei angemerkt, dass die Anfahrt aus dem Osten besonders pittoresk ist. Die kurvenreiche Zufahrt bietet atemberaubende Ausblicke und einen tollen Vorgeschmack auf den Park.
Der Eintrittspreis für ein privates Fahrzeug beträgt $35 und der damit erstandene Pass ist 7 Tage lang gültig. Mit dem Interagency Annual Pass für $80, der auch in vielen anderen Nationalparks gültig ist, ist der Eintritt kostenfrei.
Fortbewegung im Zion National Park
Mit dem eigenen Auto kommt man nur in den Wintermonaten in den Zion Canyon, den zentralen Teil des Parks. Von März bis Ende November muss man seinen Wagen am Visitor Center oder in Springdale stehen lassen und kann den kostenlosen Shuttlebus nutzen, der neun Punkte im Park ansteuert. Die Busse verkehren in der Hochsaison alle 7-15 Minuten von 6 bis 22 Uhr und bieten genügend Platz für Fahrräder und Rucksäcke. Da sich die Parkplätze am Visitor Center bereits am frühen Vormittag füllen, empfiehlt sich das Parken im nahe gelegenen Springdale, wo es auch viele Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Von dort aus fährt nämlich der kostenlose Springdale Shuttle zum Zion Canyon Visitor Center, wo man dann in den Zion Canyon Shuttle umsteigen kann.
Haltepunkte im Park
Vom Zion Canyon Visitor Center bis zum letzten Haltepunkt braucht der Shuttle ca. 40 Minuten. Der erste Stopp ist das Zion Human History Museum. Dort gibt es eine kleine Ausstellung, eine Buchhandlung sowie einen Orientierungsfilm, der einem die Entstehung des Parks näherbringt. Der Film ist wirklich lehrreich und außerdem ist der Aufenthalt in dem klimatisierten Raum sehr angenehm – besonders nach einer anstrengenden Wanderung. Nach dem Museum biegt der Shuttle auf den Zion Canyon Scenic Drive ab, der parallel zum Virgin River verläuft. Die 7 Meilen lange Straße führt in den immer enger werdenden Canyon. Links und rechts beeindrucken die steilen Felswände in den verschiedensten Rottönen. Einige Busfahrer erzählen auch gerne Details über den Park oder weisen auf wilde Tiere in Sichtweite hin, was die Fahrt noch interessanter macht.
Hat man wenig Zeit und möchte man sich nur einige schöne Aussichtspunkte im Park ansehen, werden im Zion Guide die Haltepunkte Court of the Patriarchs, Zion Lodge und Big Bend empfohlen.
Wanderungen im Zion National Park
Wenn man genügend Zeit zur Verfügung hat, sollte man unbedingt die ein oder andere Wanderung in dieser herrlichen Umgebung machen. Auf diese Weise kann man den Park einfach hautnah erleben und die Aussicht viel besser auskosten. Vorab sollte man jedoch dringend die Wettervorhersage checken, da einige Wanderungen bei Regen sehr gefährlich werden können. Informationen zu den Bedingungen und etwaige Warnungen erhält man im Zweifelsfall im Visitor Center. Dass man ausreichend Proviant und Wasser mitnehmen sollte, versteht sich von selbst. An vielen Shuttle Stopps kann man seine Trinkflasche auch nachfüllen.
The Narrows via Riverside Walk
Der letzte Haltepunkt des Zion Canyon Shuttles ist Temple of Sinawava. Von hier führt der Riverside Walk, ein leicht begehbarer Wanderweg direkt neben dem Virgin River, immer tiefer in den Canyon hinein. Nach etwa 1,6 km endet der befestigte Teil des Weges. Bei niedrigem Wasserstand kann man dann den Fluss überqueren und weiter in die enge Schlucht hinein wandern. Das Waten durch das kalte, fließende Wasser auf den glatten Steinen ist mühselig und man kommt nur langsam voran. Nur zu empfehlen für Leute mit einer gewissen Balance und Geduld. Von letzterem fehlte es uns schlussendlich. Nach einigen Kurven und der Sichtung eines kleineren Wasserfalls entschlossen wir uns für den Rückweg. Je nach Belieben sind mindestens zwei bis drei Stunden für den Hin-und Rückweg einzuplanen. Geht man die gesamte Strecke bis zum Ende, braucht man laut dem Zion Guide ca. 8 Stunden.
Diese Wanderung sollte man nur in Angriff nehmen, wenn das Wetter rundum mitspielt, da der Wasserstand bei Regen sehr schnell ansteigt. Zudem rate ich dringend zu Wasserschuhen, um einen sicheren Tritt im Wasser zu haben. Wir haben uns speziell für diesen Zweck im Vorfeld günstige Wasserschuhe gekauft. Sie nehmen im Koffer und Rucksack kaum Platz ein, sind leicht und auch praktisch für die Begehung eines Kiesstrandes.
Angels Landing Wanderung
Eine der legendärsten und wohl abenteuerlichsten Wanderungen im Südwesten der USA ist der Aufstieg zum Aussichtspunkt Angels Landing. Die strapaziöse und waghalsige Tour ist nur was für Schwindelfreie, die ihre Nerven in der Höhe unter Kontrolle halten können. Um zum Wanderweg zu gelangen, muss man an dem Haltepunkt Nummer 6 The Grotto aus dem Shuttlebus aussteigen. Dann geht es zunächst auf den moderaten West Rim Trail und daraufhin auf den schweißtreibenden Angels Landing Trail. Bis zum Gipfel muss man 4,4 km und 450 Höhenmeter zurücklegen.
Der letzte und nicht gerade kurze Abschnitt des Weges ist besonders nervenaufreibend. Die Strecke führt über einen steilen, schmalen Grat, den man teilweise ohne Zuhilfenahme der dort befestigten Ketten nicht passieren kann. Gutes Festhalten und Trittsicherheit ist ein Muss! Ein Vorbeikommen an anderen Wanderern ist nur an einigen Stellen mit mehr Platz möglich. Geduld und ein umsichtiges Verhalten ist hier dringend erforderlich.
Ich war Bungeejumpen und Fallschirmspringen und ich habe keine Höhenangst – trotzdem ging mir während des Aufstiegs der Arsch auf Grundeis. Auf einem Weg, der abschnittweise keinen Meter breit ist und wo es beidseitig 400m in die Tiefe geht, kann man schon mal Angst bekommen. Und so war ich quasi im Dauer-Adrenalinrausch während ich mich auf jeden Schritt und jeden Griff fokussierte. Vor mir kletterte mein Freund, der mir fürsorglich sagte, wo ich hintreten soll. Mit etwas Ausdauer und viel Konzentration schafften wir es dann schließlich nach nicht einmal 1 ½ Stunden auf den Gipfel, wo wir mit einer atemberaubenden Aussicht auf den Zion Canyon belohnt wurden. Übermäßig viel Platz ist auch dort nicht, aber die knapp zwei Dutzend Leute traten sich dennoch nicht gegenseitig auf die Füße.
So aßen wir gemütlich unsere Powerriegel in luftiger Höhe, bevor es wieder hinunter ging. Und obwohl man währenddessen die ganze Zeit in den Abgrund blickt, fiel mir der Abstieg viel leichter und ich war um einiges entspannter. Den letzten Teil der Strecke joggten wir gemächlich hinunter, sodass wir die Wanderung nach weniger als drei Stunden beendet hatten. Ist man nicht ganz so sportlich unterwegs, sollte man mindestens vier Stunden für die Tour veranschlagen. Weiterhin würde ich den Start der Wanderung auf den frühen Morgen legen, um der heißen Mittagssonne zu entgehen sowie dem Menschenandrang, der unweigerlich zu einem Stau auf dem schmalen Grat führt.
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Canyon Overlook Trail
Ein weniger anstrengender, aber trotzdem schöner Wanderweg ist der Canyon Overlook Trail, der sich östlich des Zion-Mt. Carmel Highway-Tunnels befindet. Fährt man aus Osten in Richtung Zion, findet man rechts vereinzelt kleinere Parkbuchten. Aus westlicher Richtung kommend gibt es sofort nach der Tunnelausfahrt rechterhand einen kleinen Parkplatz, der sich direkt gegenüber dem Trail befindet. Aber auch dieser füllt sich rasch.
Der Canyon Overlook Trail ist 800m lang, sodass man nur ca. eine Stunde für den Hin- und Rückweg einplanen muss. Der steinige und unebene Aufstieg, der größtenteils durch einen Zaun abgesichert ist, führt zu einem Aussichtspunkt, der einen tollen Blick auf das Tal gewährt. Sofern man eine Parkmöglichkeit findet, lohnt sich diese kleine Wanderung auf jeden Fall.
Weitere Wanderwege werden im Zion Guide (Seite 5), inklusive Distanz und Schwierigkeitsgrad, beschrieben.
Übernachtungsmöglichkeiten im Zion National Park
Der kleine Ort Springdale ist das direkte Einfallstor in den Zion National Park, weshalb die Übernachtung dort am naheliegendsten ist. Es gibt viele sehr gut bewertete Unterkünfte, wo die Zimmerpreise in der Hochsaison zwischen 130€ und 250€ pro Nacht liegen. Nach einem langen Parkbesuch lädt Springdale mit seinen charmanten Cafés, Restaurants und Shops zu einer Erkundung ein. Empfehlenswert ist das Bit & Spur Restaurant, das mexikanisches Essen auf hohem Niveau anbietet – inklusive schönem Ambiente.
Wem die Hotelpreise in Springdale zu hoch sind, kann gegebenenfalls auf das 35km entfernte Hurricane ausweichen. Dort gibt es vor allem passable B&Bs, in denen man ab ca. 70€ pro Nacht unterkommt.
Möchte man direkt im Nationalpark nächtigen, kann man das in der Zion Lodge tun. Diese befindet sich am Haltepunkt 5 des Zion Canyon Shuttles. In der Hochsaison zahlt man um die 180€ pro Nacht, am Wochenende auch gerne mehr.
Camping im Park
Günstiger ist da das Campen im Zion. Es gibt zwei Campgrounds: Einmal den Watchman Campground, wo man seinen Platz im Voraus reservieren kann, und einmal den South Campground, der nach dem first-come, first-served-Prinzip operiert. Eine rechtzeitige Reservierung wird dringend empfohlen, da die Campgrounds im Sommer grundsätzlich alle voll belegt sind. Die lauschigen Zeltplätze in hübscher Atmosphäre kosten lediglich $20 pro Tag und bieten genügend Raum zur eigenen Ausdehnung.
Das Naturerlebnis wird perfekt, wenn man morgens von einem Rudel Rehe geweckt wird. Sowas erlebt man in einem Hotel bestimmt nicht ? Die Toiletten sind in einem akzeptablen Zustand (da habe ich auf jeden Fall schon Schlimmeres gesehen), jedoch sind keine Duschen vorhanden. Sehr gut ausgestatte Duschen und Waschmaschinen kann man allerdings gegen eine Gebühr im 1km entfernten Zion Outfitter in Springdale nutzen.
Auch wenn die eigene Urlaubszeit knapp ist und man nicht im Zion nächtigen will oder kann, sollte man dennoch möglichst einen vollen Tag in diesem herrlichen Nationalpark verbringen und die einmaligen Aussichten genießen.
Wohin als nächstes?
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[…] wenn man mindestens vier Parks besuchen will. Stehen also noch der Grand Canyon, Bryce Canyon, Zion NP oder der Yosemite NP auf der Liste, macht der Pass auf jeden Fall Sinn. An einigen Tagen im Jahr […]